Bockwindmühle Drasdo
Vermutlich 1718 erbaut. 1723 von Beyern nach Drasdo umgesetzt und war Teil des Schankgutes Heyde. Nach mehreren Besitzern gelangte die Mühle 1888 in Eigentum der Fam. Schöllner, der sie heute in 5. Generation gehört. Technische Ausstattung: 1 Schrotgang, 2 Walzenstühle für Schrot und Grieß, 2 Wurfsichter, Aspiratuer, Trieur, Quetsche
Bockwindmühle Drasdo ist nun ein Denkmal
Wenn die Einwohner und Gäste aus Richtung Langennaundorf nach Drasdo fahren, sehen sie rechter Hand eine Mühle.
Diese Bockwindmühle wurde in die Denkmalliste des Landes Brandenburg am 17.08.2007 aufgenommen.
Das Land Brandenburg schützt kraft Gesetz alle Denkmale in Brandenburg , deren Erhaltung im öffentlichen Interesse liegt, weil sie geschichtliche, wissenschaftliche, technische, künstlerische, städtebauliche oder volkskundliche Bedeutung besitzen.
Zur Bedeutung der Drasdoer Bockwindmühle sagt das Brandenburgische Landesamt für Denkmalpflege:
sie hat technik- und bautechnikgeschichtliche und regionalwirtschaftsgeschichtliche, sozialgeschichtliche sowie städtebauliche Bedeutung.
Land Brandenburg
Brandenburgisches Landesamt
für Denkmalpflege undArchäologisches Landesmuseu
Abteilung Denkmalpflege
Beurteilung des Denkmals
Bezeichnung:
Bockwindmühle
Langennaundorfer Straße 57
04938 Drasdo
Landkreis Elbe – Elster
Lage:
Linker Hand in Richtung Langennaundorf an der Langennaundorfer Straße zwischen Drasdo und Langennaundorf im Landkreis Elbe – Elster gelegen. Die Mühle steht auf einem geschlossenen Mühlengehöft ( nicht zum Schutzumfang gehörend), von der Straße nur getrennt durch eine Lebensbaumecke.
Baugeschichte und Beschreibung:
Bei der Mühle handelt es sich um eine hoch aufragende Bockwindmühle, die sukzessive zur Motormühle mit drei Mahlgängen entwickelt wurde. Die Mühle ist als Bockwindmühle in Drasdo seit 1723 nachweisbar und war in diesem Jahr mit Genehmigung des Rentamtes Annaburg von Dorf Beyern nach Drasdo transloziert worden. Sie war dann lange Zeit gemäß dem Steuerkataster des Amtes Liebenwerda von 1730 Teil des Schankgutes Drasdo (,,…Hannß Christoph Heyde der Schenk Wirth besitzt ein Guth darauf die Brau und Schenk Gerechtigkeit hafftet, noch eine Hufe Landes … und auch dabey eine Wind Mühle“). Bis zu den 1880er Jahren wechselte die Mühle mehrmals den Besitzer und kam schließlich 1888 in das Eigentum der Familie Schöllner, der die Mühle heute in der 5. Generation gehört. Seitdem wurde die Mühle ,,industrialisiert“, d.h. sowohl die Produktionspalette als auch der Produktionsumfang wurde erheblich erweitert. U.a. erhielt die Mühle neben den Steinmahlgang zwei Walzenstühle der Firma ,,Friedrich Schulze Mühlenbauanstalt, Luckenwalde“ jeweils mit einer kompletten Reinigungs – und Separierstrecke.
Die Mühle ist bis auf den Sterz und das Flügelkreuz komplett überliefert. Ursprünglich auf war der Bock mit seinen Schwellen auf Feldsteinen aufgesetzt. Um die Wende 20. Jahrhundert wurde die Mühle um etwa einen Meter durch eine Ziegelmauerwerkkonstruktion (Streichziegel im Reichsformat) angehoben. Grund war, dass die ursprünglichen Windkräfte der Mühle nach ihrer Modernisierung und maschinellen Erweiterung nicht mehr ausreichten und sie ein größeres Flügelkreuz erhielt. Dadurch konnte eine maximale Leistung von 60 PS erzielt werden, die mittlere Leistung lag bei 40 PS.
1933 erhielt die Mühle einen Dieselmotorantrieb (Motor in DDR-Zeiten verschrottet), der in einem kleinen Maschinenhaus(verputzter Ziegelbau, noch vorhanden) und dem Mühlenkasten untergebracht wurde. Einen Stromanschluss erhielt das Mühlengrundstück erst im Jahr 1959. Zuvor war der Dieselmotor mit einem kleinen Generator gekoppelt, der ebenfalls noch vorhanden ist. Bis 1957 wurde in der Mühle neben anderen Produkten wie Gries oder Futterschrot Mehl gemahlen, danach wurde bis 1969 nur noch Futter geschrotet. 1961 wurde nach einem Sturmschaden das Flügelkreuz abgebaut, bis dahin lief die Mühle entsprechend dem Winddargebot im Parallelbetrieb, danach ausschließlich als Motormühle. Die Feise war als Mühlenstube ofenbeheizt, wofür es einer versicherungsrechtlichen Sondergenehmigung bedurfte. Der Ofen ist noch vorhanden und soll nach der baulichen Sanierung der Müllerstube wieder aufgestellt werden.
Maschinelle Ausstattung (Hauptaggregate):
1 Schrotgang(Steinmahlgang) mit Rüttelschuh und Schütttrichter
1 Steinkran
Schrotstuhl links:
1 Walzenstuhl mit Doppelschütttrichter darüber
1 Elevator
1 doppelter Wurfsichter mit Förderschnecken
1 Mischmaschine für Mehl
Grießstuhl rechts:
1 Walzenstuhl mit Doppelschütttrichter darüber
1 Elevator
1 doppelter Wurfsichter
Komplette Reinigungsstrecke:
1 Doppelelevator
1 Aspirateur(Rüttelsiebe)
1 Magnet
1 Trieur
1 Schälmaschine mit drei Förderschnecken und Gebläse
1 Quetsche
1 Filtersegment für Schälmaschine
1 Saatgetreidereinigung ohne Antrieb
1 Schrotmühle mit Elektromotor
1 Waage mit Gewichten
Bedeutung:
Die Drasdoer Bockwindmühle hat technik- und bautechnikgeschichtliche und regionalwirtschaftsgeschichtliche, sozialgeschichtliche sowie städtebauliche Bedeutung.
Technik- und bautechnikgeschichtliche Bedeutung mit signifikantem Quellenwert besitzt die Mühle wegen ihrer kompletten , originalen Maschinerie ( Walzenstühle aus dem 19.Jh.), die die mühlentechnische Entwicklung am Standort seit dem letzten Drittel des 19.Jahrhunderts eindrucksvoll dokumentiert. Die gesamte Maschinerie ist in der vergleichsweise engen Mühlkasten effizient angeordnet und eingebaut, stellt in dieser Form und Breite in gewisser Hinsicht eine technikgeschichtliche Besonderheit im Elbe- Elster –Land und darüber hinaus dar. Letztendlich ist an der Drasdoer Mühle auch heute noch sehr eindrucksvoll die Transformation von einer reinen Windmühle, über eine Mühle im Parallelbetrieb(Wind- und Motormühle) hin zur reinen Motormühle ablesbar. Dabei steht nach wie vor der klassische Aufbau einer Bockwindmühle(Bock, Kasten mit Maschinerie und Feise) im Vordergrund. Der Bock trägt die gesamte Mühle und besteht aus 4 Schwellen, die aus statistischen Gründen auf dem erwähnten Ziegelmauerwerk aufliegen, dass auf der ursprünglichen Feldsteingründung aufgemauert ist, und dem senkrechten Hausbaum( vermutlich aus dem 18. Jh.), der mit Balken auf den Schwellen abgespreizt ist.
Auf dem Hausbaum liegt der Mehlbalken( vermutlich aus dem 18. Jh.),der die verbretterte Holzfachwerkkonstruktion des Mühlenkastens trägt. Die Mühle hat ein zum Flügelkreuz (nicht mehr vorhanden, aber soll wieder hergestellt werden) hin abgewalmtes Dach. die Maschinerie ist auf zwei Böden angeordnet.
Die regionalwirtschaftliche Bedeutung der Mühle manifestiert sich in der kontinuierlichen Entwicklung des Mühlenstandortes seit dem ersten Drittel des 18.Jh. und der damit verbundenen sukzessiven Produktionserweiterung der Mühle, die durch die vorhandenen Sachzeugnisse eindrucksvoll ablesbar ist.
Dazu trägt letztendlich auch ihre exponierte geografische Lage direkt an der überregionalen Straßenverbindung zwischen zwei Ortschaften bei, die zudem auch die städtebauliche Bedeutung bestimmt. Darüber hinaus ist die Mühle eine wichtige Landmarke, die u.a. zur unmittelbaren Ortsbildprägung beiträgt. Insofern besteht am Erhalt der Mühle neben dem privaten Erhaltungswillen der in 5.Generationen alteingessenen Müllerfamilie(sozialgeschichtliche Bedeutung) ein signifikantes öffentliches Interesse.